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[Gastartikel] von Mag. Werner C. Hantinger

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Supervision als Unterstützung in Beruf und Ausbildung

Psychosoziale Beratung arbeitet im Rahmen der Supervision an allen Fragen, die mit dem Berufsleben in Zusammenhang stehen. In unterschiedlichen Feldern und ganz im Sinne der Psycho-Hygiene. Der Begriff kommt aus dem Lateinischen (supervidere) und bedeutet soviel wie „darüber schauen, überblicken“. Supervision setzt an der Schnittstelle zwischen Person, Aufgabe/Rolle und Organisation an. In unterschiedlichen Ausbildungen im psychosozialen Feld nimmt die Supervision einen besonderen Stellenwert ein und ist - wie beispielsweise im Bereich der psychosozialen Beratung - häufig in hohem Umfang verpflichtend zu absolvieren.

Der Schutz der psychischen Gesundheit im Berufsleben ist dabei das oberste Ziel der Supervision. Während die regelmäßige Supervision für Mitarbeiter:innen im Gesundheitsbereich zum Standard gehört, ist sie in anderen Branchen - vor allem in der Privatwirtschaft - noch eher unüblich und etabliert sich erst langsam. Dabei versteht sich die Supervision in erster Linie als vorbeugende Maßnahme gegen Überlastung, Konflikte und Mobbing für alle Arbeitsfelder. Psychosoziale Berater:innen begleiten in der Supervision darüber hinaus beim Berufswechsel, bei beruflicher Entscheidungs- und Richtungsfindung, in Veränderungsprozessen, bei der Gestaltung oder Neugestaltung von Aufgaben, Rollen und Funktionen, im Rahmen von Ausbildungen und bei Betriebsgründungen.

Kommentar:

Es ist immer 5 vor 12

Wir verbringen einen großen Teil unserer Lebenszeit im Job – physisch und vor allem gedanklich. Wer seinen Beruf liebt und für den Job brennt, brennt irgendwann möglicherweise aus. Wer seinen Beruf nicht liebt, hat mit Sicherheit Luft nach oben. Angenommen Sie gewinnen im Lotto – ja, ich weiß – Sie haben schon öfter darüber nachgedacht. Ich auch. Nachdem ich aber nie Lotto spiele, reduziert sich die Chance auf einen Lotto-6er gewaltig. Würden Sie Ihren Job weiter ausüben – wenngleich auch anders oder reduzierter? Ja? Super! Nein? Dann verändern Sie etwas. Es ist 5 vor 12.

Im Mittelpunkt der Supervision steht die Person in ihrer beruflichen Rolle, den damit zusammenhängenden Gefühlen, Verhaltensweisen, Werten, Haltungen und alle vom Beruf betroffenen Lebensbereiche. Supervision ist für Einzelpersonen, in Teams oder Gruppen möglich. Oberstes Ziel ist die Betrachtung von außen und damit die Unterstützung von beruflicher Entfaltung, Entwicklung und Verbesserung des Joballtags.

Viele Organisationen finanzieren Supervisionen, weil sie wissen, dass ein regelmäßiger „Blick von außen“ langfristig die psychische Gesundheit unterstützt. Psychosoziale Berater:innen in Österreich arbeiten auch in der Supervision unter vollster Verschwiegenheit. Supervision kann auch mit Jorge Bucays Geschichte des Holzfällers beschrieben werden: „Ein Holzfäller schneidet am ersten Tag seiner Arbeit 18 Bäume, am zweiten Tag waren es nur mehr 16 Bäume. An allen weiteren Tagen werden es immer weniger und er fragt sich, was denn los sei. Er denkt, er sei einfach müde. Sein Vorarbeiter fragt ihn aber, wann er denn das letzte Mal seine Axt geschärft hat?“ Und - wann haben Sie das letzte Mal Ihre Axt geschärft?

Team- und Fall-Supervision

Teamsupervision beschäftigt sich klassischerweise mit Beziehungsstrukturen, Kommunikation und Konflikten innerhalb von Teams. Das Team selbst ist das Thema der Supervision. Teamsupervision findet selbstverständlich ausschließlich im Setting Team statt. Im Rahmen von Teamsupervisionen finden sich klassischerweise auch Fragestellungen, die mit der Organisation selbst, der Leitung und der Rollen / Aufgaben / Funktionen zu tun haben.

Fallsupervision hat einzelne Fälle von Personen oder Teams zum Inhalt. Mit unterschiedlichen Methoden, werden neue Perspektiven auf einzelne Fälle eröffnet und neue Handlungsmöglichkeiten erarbeitet. Fallsupervisionen finden im Einzel-, Gruppen- und Teamsetting, wie auch in internen Supervisionen (so genannten Intervisionen) statt.

Supervision während Ausbildungen

Im Rahmen von unterschiedlichen Ausbildungen sind ebenfalls Supervisionen vorgeschrieben, beispielsweise bei der Ausbildung "Psychosoziale Beratung" (in Österreich ein reglementiertes Gewerbe). Hier werden Menschen während ihrer Ausbildung von erfahrenen Kolleginnen und Kollegen begleitet. Es werden Übungsfälle reflektiert und fachliche Fragen geklärt. Ziel ist es, Ausbildungsinhalte zu festigen und das professionelle Handeln zu unterstützen. Diese Form der Supervision ist mit der Praxisanleitung im Rahmen der Sozialarbeit vergleichbar, wo erfahrende Personen die Ausbildungskandidatinnen und -kandidaten begleiten. In der Ausbildungssupervision (im Einzel- oder Gruppensetting), können auch Methoden vertieft, erlernt und trainiert werden. Diese Form der Supervision ist in Österreich noch eher unbekannt, wird aber unter anderem von Kornelia Rappe-Giesecke (2009, S. 5) auch in der deutschsprachigen Fachliteratur bereits 2009 beschrieben.

Quellen und weiterführende Informationen:

  • Rappe-Giesecke, Kornelia: Supervision für Gruppen und Teams, 4. aktualisierte Auflage, Springer Medizin Verlag, Heidelberg, 2009
  • Neumann-Wirsig, Heidi: Jedes Mal anders / 50 Supervisionsgeschichten und viele Möglichkeiten, 3. unv. Auflage, Carl-Auer-Verlag, Heidelberg, 2017
  • Ebbecke-Nohlen, Andrea: Einführung in die systemische Supervision, Carl-Auer-Verlag, Heidelberg, 2022
  • Belardi, Nando: Supervision und Coaching / für Soziale Arbeit, Pflege, Schule, Lampertus Verlag, Freiburg im Breisgau, 2020
  • Lüschen-Heimer, Christiane / Michalak, Uwe: Werkstattbuch systemische Supervision, Carl-Auer-Verlag, Heidelberg, 2019
  • WKO Artikel zum Thema, Fachgruppe Personenberatung und Personenbetreuung (LINK)

Zum Autor:

Mag. Werner C. Hantinger ist Kommunikationswissenschaftler, Dipl.-Lebensberater, Supervisor, Fachtrainer und Prüfer der SystemCert nach ISO 17024. Entwickler zahlreicher Aus- und Weiterbildungen, Konzepten und Marken. Lehraufträge u.a. an der Alpen-Adria Universität Klagenfurt und für REWE International. Gründer LSB STUDIO. Mandatar für die psychosoziale Beratung in der Fachgruppe der Wirtschaftskammer Kärnten. » www.hantinger.at