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[Artikel] von Moritz Sommer

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Work-Life-Balance?

Leben, um zu arbeiten – das war einmal. Für die neuen, jungen Arbeitnehmer:innen von heute, rückt ein angemessenes Verhältnis zwischen beruflichem und privatem Lebensbereich in den Vordergrund. Diese sehen es immer weniger ein, dass sie Familie, Freunde und Freizeit zugunsten von Überstunden, Stress und Karriere vernachlässigen sollen. Bei Franziska Georg (2019) nachzulesen in: Die Generation Y und ihre Work-Life-Balance. Unternehmen müssen sich also dem Wunsch nach einer ausgeglichenen so genannten "Work-Life-Balance" anpassen, um für diese neuen Arbeitskräfte attraktiv zu sein. Work-Life Balance wird somit zu einem strategischen Thema für viele Unternehmen.

Arbeit und Leben als Gegensatz?

Der Begriff Work-Life-Balance suggeriert, dass Arbeit (Work) und Leben (Life) strikt voneinander getrennt seien. Die Arbeit ist jedoch ein Teil des Lebens, denn auch während der Arbeitszeit wird „gelebt“. Der Begriff "Life" für das Privatleben vermittelt die Vorstellung, dass das eigentliche Leben erst nach der Arbeit beginnen würde. Die begriffliche Gegenüberstellung impliziert, dass im Privatleben keine Arbeit anfällt, was der Realität, insbesondere der unbezahlten Familienarbeit, nicht gerecht wird. Weder ist Arbeit ausschließlich negativ, noch ist das Privatleben ausschließlich positiv besetzt. In beiden Bereichen gibt es Anforderungen, Verpflichtungen und Bedürfnisse, die ausbalanciert werden müssen.

Kommentar von Silvia Erika Sommer:

Finde deinen Energielieferanten

Stellen Sie sich die Frage, woher bekommen Sie Energie? Und was raubt Ihnen Energie? Sie brauchen jedenfalls eine neue Form der Balance, wenn Sie mit Ihrem Energiehaushalt im Ungleichgewicht sind. Arbeiten ist dabei nicht zwangsläufig ein Energiefresser. Arbeiten kann eine Quelle von Energie sein - durch die Tätigkeit selbst, Bestätigung & Erfolg, ein gutes Team-Umfeld oder neue Lernfelder. Es ist ein Irrtum, dass Work zwangsläufig anstrengend, belastend und ein Energieräuber sein muss und Life wiederum das Schöne darstellt.

Wir alle brauchen Dinge im Leben, die uns Freude bereiten, aus denen wir Energie ziehen. Das können Freunde, Sport oder ein gutes Buch sein. Jeder sollte bewusst herausfinden, was einem Spaß macht und Energie bringt und das täglich in sein Leben integrieren. Die absolute Passion in der Arbeit zu finden ist für die meisten Menschen wahrscheinlich nicht machbar. Das gehört zu einer sinnvollen Balance dazu.

Bild von Erika Sommer

Silvia Sommer ist als Unternehmensberaterin tätig. Die gebürtige Österreicherin wuchs in einer Unternehmerfamilie auf, lebt und arbeitet heute in Deutschland und ist unter anderm Co-Gründerin der opexxia GmbH.

Wertewandel

Für die Kriegs- und Nachkriegsgenerationen waren materielle Werte wichtig, die eine gewisse Sicherheit boten. Nachdem diese Generationen mit harter Arbeit, die oftmals zu einer Vernachlässigung von Familie, Freunde und Gesundheit führte, einen Wohlstand aufgebaut hatte, setzte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein Wertewandel von materiellen zu postmateriellen Werten ein.

Dieser Wertewandel spiegelt eine veränderte Prioritätensetzung zugunsten einer höheren Lebensqualität wider. Arbeitnehmer suchen nicht nur mehr nach anspruchsvollen Aufgaben oder guter Bezahlung, sondern auch nach einer ausgewogenen Lebensgestaltung in Bezug auf Familie, Partnerschaft, Freundschaft, Selbstverwirklichung und Gesundheit. (Georg 219: 29f) Dieser Wandel stellte auch das Rollenverständnis und -verhalten von Männern und Frauen in Frage. (Thiele 2009: 15)

Betriebliche Vorteile

Die betriebliche Unterstützung der Work-Life-Balance wirkt sich nachweislich positiv auf das Gesamtergebnis eines Unternehmens aus, während eine Vernachlässigung der Wünsche der Beschäftigten in diesem Bereich zu gesteigerten Kosten in Form von Leistungs- und Qualitätseinbußen bei der Arbeit führen kann.

Die Missachtung der Work-Life-Balance kann zu Fehlern, schlechtem Betriebsklima und erhöhten Fehlzeiten führen, was wiederum die Kündigungsbereitschaft erhöht. Unternehmen, die Work-Life-Balance aktiv fördern, können dies als Imagevorteil nutzen, während ein Verzicht auf Work-Life-Balance zu einem Imageverlust führen kann. (Kruse 2009: 50)

Betriebliche Maßnahmen

Um die Arbeitszeit qualitativ zu erhöhen, gibt es verschiedene Maßnahmen, die ein Unternehmen setzen kann. Zu den bekanntesten und verbreitetsten zählen flexible Arbeitsmodelle. Hier sollen feste Arbeitszeitstrukturen mit starrem Beginn und Ende und fester Pausenzeit flexibler gestaltet werden. Dazu zählen Gleitzeit, Arbeitszeitkonten, Sabbaticals und Teilzeitarbeit. (Thiele 2009: 74ff)

Durch die Corona-Pandemie wurde das Modell des „Homeoffice“, also die Arbeit von Zuhause aus, immer populärer. Homeoffice-Mitarbeiter:innen zeigen eine erhöhte Einsatzbereitschaft, die mit einer höheren Produktivität und Fachkräftebindung einhergeht. (Lott 2020: 2)

Ergänzende familien- und persönlichkeitsorientierte Maßnahmen können zu einer Entlastung der Arbeitnehmer und gleichzeitigen Bindung an das Unternehmen führen. Zu solchen Leistungen gehören Kontakthalte- und Wiedereinstiegsregelungen, betrieblich unterstützte Kinderbetreuung und Familienservices. (Thiele 2009: 87)

Persönlich unterstüzt u.a. die psychosoziale Beratung beim Finden der eigenen Balance in allen Aspekten des Lebens - auch in den Themen "work" und "life".

Quellen und weiterführende Informationen:

  • Kruse, Marcel (2009): Vereinbarkeit von Arbeit und Leben durch betriebliche Work-Life Balance Maßnahmen. Schöne neue Arbeitswelt? Diplomica Verlag GmbH Hamburg
  • Georg, Franziska (2019): Die Generation Y und ihre Work-Life-Balance. Mering: Edition Rainer Hampp
  • Thiele, Sabrina (2009): Work-Life-Balance zur Mitarbeiterbindung. Eine Strategie gegen den Fachkräftemangel. Diplomica Verlag GmbH Hamburg
  • Blahopoulou, Joanna (2012): Work-Life-Balance-Maßnahmen: Luxus oder Notwendigkeit? Organisationale Unterstützung und ihre Auswirkungen. Rainer Hampp Verlag, München u. Mering
  • Lott, Yvonne (2020): WSI Report Nr. 54. Work-Life Balance im Homeoffice: Was kann der Betrieb tun? Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung Düsseldorf