[Artikel] von Selina Brumnik
Eine unsichtbare Bedrohung begann 2020 in Wuhan und tauchte die Welt in einen kollektiven Trauma-Zustand: der Coronavirus SARS-CoV-2, besser bekannt als COVID-19. Maßnahmen wurden ergriffen, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen, doch genau diese legten eine enorme Last auf Jung und Alt - eine Belastung, die häufig unterschätzt wurde und immer noch wird. Besonders die jüngsten Mitglieder unserer Gesellschaft hatten schwer mit der neuen Situation zu kämpfen.
Die Pandemie-Maßnahmen, entwickelt und umgesetzt, hinterließen tiefe Spuren in der Psyche der Gesellschaft. Kinder und Jugendliche wurden besonders hart getroffen. Zu Beginn schien die psychische Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen nicht gravierend beeinflusst zu sein. Anfänglich wurden zwar Anzeichen von Erschöpfung, aber auch beeindruckende Anpassungsfähigkeit festgestellt. Manche konnte an den diversen Herausforderungen, welche ihnen gestellt wurden, sogar wachsen. Dies war vor allem der Fall bei Schüler:innen, die sich mit dem Distanzunterricht gut arrangiert konnten und elterliche Unterstützung erfahren durften. Diese anfänglich positive Ansicht änderte sich jedoch in späteren Studien.
Antje Goldgruber-Hantinger, psychosoziale Beraterin und Pädagogin, sieht die zuvor nie da gewesene Erfahrung mit der Situation als kritisch. Mangelnde Sozialkontakte, Existenzängste, Sorgen um die Gesundheit und die belastende Home-Schooling-Phase bildeten hohe Hürden. Depressionen, die aus diesen Herausforderungen resultierten, konnten oft nur durch positive Gedanken, Hoffnung und Zuversicht vorgebeugt und somit auch vermieden werden.
Trotz späterer Besserung der Pandemielage konnte keine Steigerung der Zuversicht bei Schüler:innen erkannt werden. Chronische Stresszustände und klinisch relevante Symptome sind das Ergebnis. Zusätzliche gesellschaftliche Probleme wie Inflation und Krieg verschärfen die Situation. Ein Viertel der befragten 14 bis 29-Jährigen gab an, mit der eigenen psychischen Gesundheit unzufrieden zu sein. In einer österreichischen Onlinebefragung im Februar 2021 von Jugendlichen und jungen Erwachsenen meldeten 55% der Befragten depressive Symptome und 47% Angstzustände. Diese Werte blieben auch in einer späteren Erhebung stabil und ohne Tendenz zum Sinken.
Die Bewältigung dieser Herausforderungen erfordert eine koordinierte Anstrengung auf allen Ebenen der Gesellschaft. Regierungen, Bildungseinrichtungen, Familien und Gemeinschaften müssen Hand in Hand arbeiten, um die psychische Gesundheit der jungen Generation zu stärken und die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf ihre Zukunft zu mildern. Nur durch gemeinsame Anstrengungen können wir sicherstellen, dass diese Generation nicht als "verloren" betrachtet wird, sondern die Unterstützung erhält, die sie benötigt, um ihre Resilienz zu stärken und ein gesundes Leben zu führen.
Angesichts der anhaltenden Herausforderungen, mit denen Kinder und Jugendliche konfrontiert sind, ist es von entscheidender Bedeutung, eine umfassende und nachhaltige Unterstützung für ihre psychische Gesundheit zu gewährleisten. Die Schaffung sicherer Räume für offene Kommunikation, in denen junge Menschen über ihre Ängste und Sorgen sprechen können, ist ein erster Schritt. Ebenso wichtig ist es, die Bildungseinrichtungen, Familien und Gemeinschaften mit den notwendigen Ressourcen auszustatten, um angemessen auf die Bedürfnisse der jungen Generation einzugehen.
Aus diesen erschreckenden Zahlen kann man für die Zukunft nur lernen. Die nie dagewesene Situation war für jeden belastend, und oft wurden Kinder und Jugendliche übersehen. Maßnahmen wir Home-Schooling wurden als selbstverständlich für die Jungen betrachtet. Daher ist es umso wichtiger, bereits in Schulen ein Bewusstsein für psychische Probleme zu schaffen und den Kindern einen offenen Umgang mit ihren Sorgen und Emotionen auf ihrem Weg mitzugeben.