Artikel von Hemma Rattenberger
Das Gewaltschutzzentrum Kärnten berät und unterstützt Opfer von häuslicher Gewalt, sexueller & ökonomischer Gewalt, Partnergewalt, Gewalt im sozialen Nahraum und Stalking. Ein multiprofessionelles Team aus Psychologinnen, Psychotherapeutinnen, Juristinnen, Sozialpädagoginnen und diplomierten Sozialarbeiterinnen steht den Betroffenen zur Seite. Knapp 1.400 Personen jährlich werden vom Gewaltschutzzentrum Kärnten beraten - über 80% der Opfer sind Frauen, beraten werden jedoch auch Männer, diverse Menschen sowie Kinder und Jugendliche. Das Gewaltschutzzentrum arbeitet mit anderen Frauenhäusern, aber auch mit der Caritas Männerberatung und dem Verein Neustart zusammen.
„Für mich persönlich ist es das Wichtigste, die Menschen zu stärken. Ihnen das Gefühl zu geben, dass sie sehr wertvoll sind, dass sie es verdient haben, gewaltfrei zu leben. Ihnen zu sagen, dass sie ganz viele Möglichkeiten und Rechte haben, mit denen sie auch leben sollen. Betroffene, sollen wissen, dass es uns gibt und dass niemand allein ist!", so die stellvertretende Geschäftsführerin, Vivien Tamás-Timár - selbst Sozialarbeiterin, Prozessbegleiterin und Gewaltschutzberaterin.
Die Angebote
Alle Angebote sind vertraulich und kostenlos und gliedern sich in die Bereiche
Beratung, Prozessbegleitung, Stalking-Beratung und Schulung & Prävention.
Bei der Beratung des Gewaltschutzzentrum geht es vor allem darum, einen Plan zu entwickeln, um einen Ausweg aus der Gewalt zu finden.
Die Beraterinnen achten auf die individuelle Situation der Opfer und auf deren Schutz und Sicherheit. Ziel ist die Ermutigung aus der Gewaltbeziehung auszusteigen,
unter Beachtung von persönlichen Möglichkeiten und Grenzen.
Seit der Gründung vor über 25 Jahren nimmt das Gewaltschutzzentrum proaktiv Kontakt mit jenen Opfern auf, zu deren Schutz ein Betretungsverbot ausgesprochen wurden.
Diese Betretungsverbote werden von der Polizeit auf basis der rechtlichen Vorgaben direkt übermittelt. Gewaltbetroffene können sich aber auch selbst an das Zentrum wenden.
„Wir gehen psychoedukativ vor und erklären, wie der Kreislauf der Gewalt funktioniert. Es geht aber auch um Bewusstseinsbildung, denn auch psychische Gewalt
ist Gewalt. Wir achten darauf, dass wir als Unterstützung wahrgenommen werden und dass sich die Situation der Klientinnen durch unsere Beratung verbessert. Dass sie ihre
Rechte kennen und auf Informationen basierte Entscheidungen treffen können", so Tamás-Timár.
Bei der Prozessbegleitung werden Opfer von Straftaten bei Gerichtsverfahren psychosozial und juristisch begleitet und auch Betroffenen von Stalking können sich an das
Gewaltschutzzentrum wenden und werden von Beraterinnen der Einrichtung unterstützt.
Angebote zu Schulungen und Prävention sollen eine Sensibilisierung zum Thema „häusliche Gewalt und Gewalt im sozialen Nahraum“ schaffen. Um dies zu erreichen bietet das Gewaltschutzzentrum laufend Workshops, Weiterbildung und Vorträge an. Diese richten sich vor allem an die Polizei, aber auch an Krankenhäuser, Opferschutzgruppen, Lehrkräfte und andere potenzielle Ansprechpartner:innen, die eine wichtige Rolle in der Prävention und Früherkennung von Gewalt spielen.
„Unsere Hauptschulungstätigkeit ist bei der Polizei. Das heißt wir schulen jedes Jahr mehrere Polizeiklassen. Wir stellen dort unser Angebot vor und wir erklären die verschiedenen
Gewaltformen und wie die Polizei aus unserer Sicht, die Opfer möglichst schonend begleiten kann. Das Ziel ist es auch Verständnis für die Situation der Opfer zu vermitteln, weil es
nicht einfach ist, aus einer Gewaltbeziehung auszusteigen. Außerdem sind wir in verschiedenen Krankenhäusern tätig, für Ärzt:innen und Krankenpfleger:innen. Dass sie wissen,
wie sie Gewalt ansprechen können. Wir wissen nämlich aus Studien, das Gewaltopfer von sich aus eher nicht über das Thema sprechen. Sie wären aber bereit sich zu öffnen, wenn
jemand im Krankenhaus extra danach fragen würde.“, erklärt Vivien Tamás-Timár.
In der Erstberatung kommt es zu einer Gefährlichkeitseinschätzung und dadurch kann, gemeinsam mit den Opfern, ein Sicherheitsplan erarbeitet werden. Frau Tamás-Timár erklärt: „Der Sicherheitsplan ist immer individuell. Das heißt, wir schauen uns wirklich ganz genau an, in welcher Lebenslage sich Klient:innen befinden. Alles hängt davon ab wie diese Umstände sind und dementsprechend werden die Sicherheitsmaßnahmen gemeinsam mit den Klient:innen erarbeitet, um die Sicherheit und den Schutz zu erhöhen.“ Opfer können über alle Schritte selbst entscheiden und werden zu nichts gezwungen! Das Gewaltschutzzentrum möchte helfen, einen individuellen und sicheren Plan zu entwickeln, um einen Weg aus der Gewalt zu finden. Durch Beratungen, Prozess-Begleitungen und Schulungen leistet das Team des Gewalschutzzentrums Kärnten einen essenziellen Beitrag für alle, von Gewalt betroffenen, Menschen und für die Gesellschaft. Damit Gewalt keine Zukunft hat.
Herzlichen Dank an Frau Tamás-Timár und dem Gewaltschutzzentrum Kärnten für die wertvollen Einblicke.