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[Artikel] von Laura Christin Schummi

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Liebe Psyche, hier spricht dein Darm

„Alle Erkrankungen beginnen im Darm“ – Hippocrates. Wie bedeutsam die Darmgesundheit ist, war bereits in der Antike bekannt. Zu den Zusammenhängen zwischen dem Darm und der mentalen Gesundheit wird bereits intensive Forschung betrieben & es besteht noch beträchtliches Potenzial für weiterführende Untersuchungen.

Der Darm ist das größte Organ des Verdauungsapparates und umfasst zahlreiche, essenzielle Funktionen für die Aufrechterhaltung der Gesundheit und des Wohlbefindens des gesamten Organismus. Die wichtigste Aufgabe des Darms besteht darin, die aufgenommene Nahrung zu verdauen und dabei die vom Körper verwertbaren Nährstoffe aufzunehmen. Doch der Darm kann noch weitaus mehr und darf mit seinen Funktionen nicht unterschätzt werden.

Unsere Emotionen und Gefühle haben direkten Einfluss auf unseren physischen Zustand und die Lebensqualität. Persönliche Schicksalsschläge und Leistungsdruck wirken sich nicht nur auf die psychische Gesundheit, sondern auch auf das Immunsystem aus. Ein anschauliches Beispiel dafür findet sich bei Menschen, die eine Blutvergiftung überlebt haben: Durch die intensive Immunreaktion während der Sepsis haben einige Personen langfristig mit Problemen wie Konzentrationsschwierigkeiten, Depressionen und Angstzuständen zu kämpfen. Was unser Darm damit zu tun hat? Rund 70% unserer Immunzellen liegen darin und ca. 80 Prozent aller Abwehrreaktionen finden in diesem Bereich des Körpers statt. Eine aus der Balance geratene Darmflora kann sich demnach negativ auf das Immunsystem und das Wohlbefinden auswirken.

Frühere Studien haben gezeigt, dass Menschen mit Depressionen häufiger unter Darm- und Verdauungsproblemen leiden. Durch das Übertragen der Darmflora von depressiven Personen auf Mäuse wurde beobachtet, dass diese ein depressions-ähnliches Verhalten entwickeln. Die Mäuse zeigten Anzeichen von Energielosigkeit und geringerem Interesse an ihrer Umgebung im Vergleich zu Mäusen mit normaler Darmflora. Forscher:innen schließen daraus, dass die Zusammensetzung der Bakteriengemeinschaft im Darm eine entscheidende Rolle bei der Entstehung depressiver Symptome spielen könnte.

Forscher:innen der Universität Basel und der Universitären Psychiatrischen Kliniken haben in einer Studie herausgefunden, dass Probiotika die Therapie mit Antidepressiva unterstützen können. Die Studie untersuchte, wie die Einnahme von Probiotika den Zustand von Patient:innen mit Depressionen beeinflusst. 47 Teilnehmer:innen erhielten 31 Tage lang zusätzlich zu den Antidepressiva entweder ein Probiotikum oder ein Placebo. Die Probiotika-Gruppe zeigte eine stärkere Verbesserung der depressiven Symptome im Vergleich zur Placebo-Gruppe. Die Darmflora der Probiotika-Gruppe veränderte sich zeitweise, wobei eine Zunahme von Milchsäurebakterien mit der Abnahme der depressiven Symptome korrelierte. Darüber hinaus normalisierte sich die Hirnaktivität bei der Betrachtung von neutralen und ängstlichen Gesichtern nach der Probiotika-Einnahme. Forscher:innen betonen jedoch, dass Probiotika alleine keine vollständige Therapie gegen Depressionen darstellen.

Kommentar von Mag.a Stephanie Tamegger:

Gute Ernährung bedeutet verbesserte Gesundheit

Genauso wie sich ein Sportler gut ernährt, um im Training und Wettkampf seine Leistung, Konzentration und seine mentale und körperliche Gesundheit zu erhalten, sollten auch wir uns im beruflichen Alltag unserer Versorgung widmen. Eine ausgewogene Ernährung erhöht unsere Lebensqualität und hilft uns in herausfordernden Situationen, sowohl mental als auch körperlich, gestärkt zu reagieren.

Die Ernährung ist die Basis/die Grundlage dafür, wie unser Körper und unsere Emotionen arbeiten können! Das, was wir über unsere Nahrung aufnehmen, wird von unserem Körpersystem verwertet. Daraus folgt – gute Ernährung – bessere Gesundheit. Auch wenn die Ernährung nicht immer die Ursache für unser Unwohlsein ist, trägt sie doch entscheidend dazu bei, wie stark sich dieses Unwohlsein äußert und auch wie schnell es möglich ist, wieder zu Gesundheit zu kommen.

Mag.a Stephanie Tamegger ist Ernährungswissenschaftlerin und Lebensberaterin. Sie fokussiert sich auf die Zusammenhänge zwischen Darm, Ernährung und Psyche. Zudem ist sie Ausschussmitglied in der Fachgruppe Personenberatung und -betreuung in der Wirtschaftskammer Kärnten sowie Mitglied im Bundesausschuss „Ernährungswissenschaftliche Beratung“.

www.deingleichgewicht.at

Was unser Darm noch kann? Glücklich machen! Genauer gesagt: ganze 95% des Serotonins werden im Darm gebildet. Es wird auch als „Glückshormon“ bezeichnet und hilft, Stimmung und Antrieb, Appetit, Schlaf-Wach-Rhythmus und Emotionen zu regulieren.

Unser Essverhalten

Früher oder später hinterlässt eine ungesunde Ernährung ihre Spuren und beeinträchtigt nicht nur den Körper, sondern auch die psychische Verfassung. Eine amerikanische Studie verdeutlicht, dass schlechte Ernährungsgewohnheiten nachteilige Auswirkungen auf die psychische Gesundheit haben können. Ein Forscherteam analysierte zwischen den Jahren 2005 und 2015 mehr als 240.000 Telefonumfragen aus der California Health Interview Survey (CHIS).

Der Datensatz bot detaillierte Informationen zu soziodemografischen Faktoren, dem Gesundheitszustand und Verhalten der Teilnehmer:innen und sollte Kalifornien repräsentieren. Die Auswertung ergab, dass fast 17 Prozent der kalifornischen Erwachsenen wahrscheinlich an psychischen Erkrankungen leiden, wobei 13,2 Prozent mittelschwere und 3,7 Prozent schwere Belastungen zeigten. Diejenigen, die überwiegend unausgewogene Ernährungsgewohnheiten hatten, berichteten häufiger über psychische Symptome im Vergleich zu gesünder essenden Teilnehmer:innen. Die Studie zeigte auch Verbindungen zwischen erhöhtem Zuckerkonsum und bipolarer Störung sowie dem Verzehr von frittierten, verarbeiteten Lebensmitteln und Depressionen. Der Hauptautor, Dr. Jim E. Banta, betonte, dass die Ergebnisse mit früheren Studien übereinstimmen, die ebenfalls einen Zusammenhang zwischen psychischen Erkrankungen und ungesunder Ernährung aufgezeigt haben.

Tipps

Hier sind einige grundlegende Empfehlungen, um die Darmgesundheit – und somit auch die mentale Gesundheit – zu fördern:

  • Ballaststoffreiche Ernährung (z.B. Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte oder Gemüse)
  • Prä- und probiotische Lebensmittel (z.B. Haferflocken und Joghurt)
  • Einnahme von hochwertigen Fetten (z.B. aus Nüssen und Samen oder Avocado)
  • Ausreichend Wasser trinken
  • Genügend erholsamer Schlaf
  • Regelmäßige Bewegung
  • Stressmanagement- und Reduktion

Mentale Gesundheit ist ein komplexes Thema – eine Ernährungsumstellung kann bei psychischen Problemen helfen, ist aber keinesfalls Ersatz für eine Therapie und ärztliche bzw. professionelle Unterstützung.

Quellen und weiterführende Informationen: