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[Artikel] von Tobias Stadler

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Krise und Notfall - ein Überblick

Krisen sind ein unvermeidlicher Bestandteil des Lebens. Sie treten auf, wenn wir mit außergewöhnlichen Belastungen konfrontiert werden, die unsere Lebensziele infrage stellen, wie der Verlust nahestehender Personen, ernsthafte Erkrankungen oder der Verlust des Arbeitsplatzes. Interessanterweise führen nicht alle Belastungen automatisch zu Krisen. Eine Krise entsteht erst, wenn das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und Ressourcen schwindet, um mit den Problemen adäquat umzugehen. Dies führt zu einer innerpsychischen und sozialen Destabilisierung. Charakteristische Symptome sind Angst, Überforderung, Spannung, Verzweiflung und Hilflosigkeit. Im Gegensatz dazu steht der Notfall. Ein Notfall ist ein unvorhergesehenes, unerwartetes und nicht steuerbares Geschehen, das als überwältigend wahrgenommen wird und schwerwiegende Leiden zur Folge haben kann. Dabei handelt es sich um das Ereignis selbst, das diese extreme Situation hervorruft.

Wissenswertes

Begriffsglossar

Krise: Eine Krise ist der Verlust des seelischen Gleichgewichts, ausgelöst durch Ereignisse, die die eigenen Bewältigungsfähigkeiten übersteigen, verbunden mit intensiver Bedrohung, Unsicherheit, Handlungsdruck und der Befürchtung negativer Zukunftsauswirkungen.

Notfall: Ein Notfall ist ein plötzliches, unerwartetes Ereignis, das schweres Leid verursacht oder zu verursachen droht und als unkontrollierbar und nicht bewältigbar empfunden wird. Eine akute Krise ist die Reaktion auf ein solches Ereignis.

Veränderungskrise: Eine Veränderungskrise tritt auf, wenn Lebensveränderungen Anpassungsprozesse und Bewältigungsstrategien überfordern. Sie beginnt schleichend und eskaliert oft erst, wenn alle Bewältigungsversuche erschöpft sind. Ihre Entstehung hängt stark von subjektiver Bedeutung, Krisenanfälligkeit und Persönlichkeit ab und ist nicht immer für Außenstehende nachvollziehbar.

Krisenberatung: Was die psychosoziale Beratung leisten kann

In der psychosozialen Beratung ist die Krisenberatung vergleichbar mit einem Rettungsanker in stürmischen Zeiten. Sie konzentriert sich auf das Hier und Jetzt, auf die unmittelbare Lebensbewältigung in Krisenmomenten.

Psychosoziale Beratung bei Veränderungskrisen spielt eine entscheidende Rolle, indem sie den Betroffenen professionelle Unterstützung und Orientierung bietet. Diese Form der Beratung zielt darauf ab, Personen in Zeiten tiefgreifender Veränderungen und Krisen - wie berufliche Umbrüche, Trennungen, Verluste oder schwere Lebensentscheidungen - zu begleiten und zu stärken. Durch empathisches Zuhören, die Vermittlung von Bewältigungsstrategien und die Förderung von Selbstreflexion hilft sie, die emotionalen und psychischen Herausforderungen dieser Krisen zu verstehen und zu bewältigen. Psychosoziale Beratung schafft einen sicheren Raum, in dem Gefühle und Gedanken frei ausgedrückt werden können, unterstützt bei der Wiedererlangung von Kontrolle über das eigene Leben und fördert die Entwicklung neuer Perspektiven und Lösungswege. Indem sie Ressourcen und Resilienz stärkt, trägt sie dazu bei, dass Individuen gestärkt aus Krisen hervorgehen und positive Veränderungen in ihrem Leben initiieren können.

Krisenintervention in Notfällen

Kommt es zu Notfällen, sind nicht nur erkrankte oder verletzte Personen betroffen, das Umfeld leidet auch darunter. Ist das der Fall, braucht der Mensch sofortige Hilfe vor Ort. Befinden sich Menschen in einer akuten Krise, beispielsweise nach dem Mitansehen eines traumatischen Ereignisses, braucht es das Kriseninterventionsteam (KIT).

Das Hauptziel des KIT ist es, die Handlungsfähigkeit der Betroffenen nach traumatischen Ereignissen wiederherzustellen und zu stärken. Zu den Kernmaßnahmen gehört die Vermittlung von Sicherheit, indem Betroffene aus Gefahrenzonen entfernt und vor weiteren Belastungen geschützt werden. Gleichzeitig ist die Bereitstellung klarer Informationen über das Ereignis und den Zustand betroffener Angehöriger entscheidend. Das KIT kümmert sich auch um die Erfüllung individueller Bedürfnisse, wie das Bedürfnis nach Ruhe oder Gesprächen, und unterstützt, falls notwendig, bei der Vermittlung von psychosozialen Berater:innen oder Therapeut:innen.

Quellen und weiterführende Informationen:

  • Bildungsdirektion Tirol (o.D.): Krise, Notfall und Trauma- Definition. Online unter: https://krisenintervention.tsn.at/hintergrundwissen/krise-notfall-und-trauma-definition
  • Hoppe, Sebastian (2022): Notfälle aus Perspektive der Psychosozialen Akuthilfen – Die Arbeit von Kriseninterventionsteams. In: Bundesgesundheitsblatt 65 (10): 1016-1022.
  • Hülshoff, Thomas (2017): Psychosoziale Intervention bei Krisen und Notfällen. München: utb.
  • Wälte, Dieter/Lübeck, Anja (2021): Was ist psychosoziale Beratung?. In: Wälte, Dieter/Borg-Laufs, Michael (Hg.): Psychosoziale Beratung. Grundlagen, Diagnostik, Intervention. 2. Auflage. Stuttgart: Kohlhammer. 25-31.