« zurück

[Gastartikel] von MMag.a Eva Scheucher

Bild zum Artikel

Wie wird man Lebensberater:in?

Wer in Österreich psychosoziale Beratung in freier Praxis gewerblich anbieten möchte, ist entweder Lebens- und Sozialberater:in mit eigenem Gewerbeschein, klinischer Psychologe / klinische Psychologin oder Psychotherapeut:in. Es spielt dabei keine Rolle, wie man sich nennt (Coach, Lebensberaterin, Life Coach, Mentaltrainer:in oder Mentor:in). Entscheidend ist, was getan wird. Sobald Gespräche mit Klient:innen geführt werden, um an ihren persönlichen Herausforderungen und Problemen, an ihrem Mindset oder ihrer persönlichen Entwicklung zu arbeiten, benötigt man dafür den Gewerbeschein (» Gewerbeordnung der Lebens- und Sozialberatung).

Die Tätigkeitsbereiche der Lebens- und Sozialberatung (psychosozialen Beratung) sind umfangreich. Die WKO gibt auf folgender Website eine Übersicht: » www.lebensberater.at.

Im September 2022 wurde die Zugangsverordnung für dieses Gewerbe verändert. Bis September 2024 dürfen aufgrund einer Übergangsfrist noch Lehrgänge nach der "alten" Zugangsvoraussetzung gestartet (und natürlich auch abgeschlossen) werden - in dem Fall gelten auch für die Gewerbeanmeldung weiterhin die "alten" Regeln. Die neue Verordnung hat zum Ziel, die Ausbildung und damit den Berufsstand aufzuwerten, im Europäischen ECTS System einzugliedern und auf Bachelor-Niveau zu heben. Daher sind akademische Inhalte, Seminarzeiten, ein Vertiefungsfach sowie Arbeitsaufwand hinzugekommen, um die erforderlichen 180 ECTS (Maßeinheit für den Aufwand der Ausbildung) in 3 Jahren zu erreichen.

Hier die Details zur neuen Verordnung im ris: » Rechtsgrundlage neue Verordnung

Staatlich zertifiziert:

Als "LSB ALT" zum Gütesiegel

Wer den Gewerbeschein LSB bereits hat oder nach der alten Verordnung künftig einen Lehrgang abschließt, hat ebenfalls die Möglichkeit (das ist kein Muss!), die staatliche Prüfung zum/zur psychosozialen Berater:in zu absolvieren, um den Titel „staatlich geprüfte(r) psychosozialer Berater“ zu erhalten.

Diese Bezeichnung und das staatliche Siegel können dann als Marketing-Instrumente für die eigene Praxis verwendet werden.

Die Wahl der Ausbildung

Alle, die nach der neuen Verordnung eine Ausbildung absolvieren wollen, stehen dann vor der Wahl, diese Ausbildung an einer Universität mit einem Bachelor Professional abzuschließen, oder sich ein praxisnäheres Ausbildungsinstitut zu suchen und mit der staatlichen Prüfung abzuschließen. Im internationalen Vergleich sind diese beiden Abschlüsse gleich zu bewerten.

Wesentlich für die Wahl sollte die Orientierung des Ausbildungsinstituts sein (z.B. systemische Beratung) und die Vertiefungsfächer, die gewählt werden können. Denn diese beeinflussen maßgeblich, wie später mit deinen Klient:innen (vor allem mit welchen Schwerpunkten) gearbeitet wird, welche Methoden und welche Fähigkeiten erlernt werden.

Außerdem sollte darauf geachtet werden, welche zusätzlichen Kosten nicht in den Ausbildungskosten einer Universität oder eines Instituts inkludiert sind, damit kein böses Erwachen folgt, wenn beispielsweise jede Supervisionsstunde (mind. 100h) und Einzelselbsterfahrungsstunde (37,5h) zusätzlich finanziert werden muss.

Praktische Erfahrungen

Auch wenn das Ausbildungsdesign nach der neuen Verordnung "akademisiert" wurde, ist ein Herzstück das Sammeln von eigenen praktischen Erfahrungen im Ausmaß von 580 Stunden. Während der dreijährigen Ausbildung werden selbstständig (Übungs-)Beratungen durchgeführt, protokolliert und in Gruppen- oder Einzelsupervisionsstunden reflektiert. In Peergroups werden Erfahrungen ausgetauscht und vertieft und optional werden Praxiserfahrungen in einschlägigen Institutionen oder im (Co-)Training gesammelt.

Alle Interessierten sollten sich unbedingt genügend Zeit nehmen um einen guten Ausbildungspartner für diese 3-jährige, intensive Lernreise auszuwählen, der zur Person und zu den eigenen Zielen passt und den eigenen Qualiätsanspruch erfüllt.

Zur Autorin:

MMag.a Eva Scheucher ist Coach, Ausdauersportlerin und Achtsamkeitsexpertin. Seit 2012 begleitet die Betriebswirtin Menschen zu mehr Bewusstheit, Klarheit und Achtsamkeit. Ihre Schwerpunkte liegen dabei in der Entscheidungsfindung, Visionsarbeit und der wirkungsvollen Gestaltung von privaten und Arbeitsbeziehungen. Seit 2021 leitet sie Ausbildungen zum Thema Achtsamkeit an der Balance Akademie. » https://www.balanceakademie.at/akademie/ueber-uns/eva-scheucher-profilseite/