[Artikel] von Marco Wrulich
Wir Menschen und unser Wesen ist zugleich einfach wie auch komplex. Jede und jeder von uns hat eine eigene Persönlichkeit und eigene Gedanken. Unsere Persönlichkeit entwickelt sich seit früher Kindheit, in der Pubertät sind wir mit Charakterbildung beschäftigt und lernen uns selbst immer weiter kennen. Dabei empfinden die meisten von uns gleiche Emotionen wie Fröhlichkeit, Wut, Trauer, Neugierde usw. In Freundschaften, Lebensgemeinschaften und Beziehungen treffen nun, in den meisten Fällen, zwei solcher Welten aufeinander. Man stellt sich aufeinander ein, passt sich dabei (in einem gesunden Rahmen) an, um ein harmonisches und lange anhaltendes Miteinander zu schaffen. Dies liegt in unserer Natur und ist etwas ganz Normales. Dabei ist es aber wichtig, dass man nicht übersieht, dass es auch in der gesündesten und harmonischsten Beziehung noch einen selbst, das eigene Ich gibt. Und dies nimmt natürlich direkt wie auch indirekt Einfluss auf unsere Beziehungen und unser gesamtes Umfeld.
Im Gespräch mit Irene und Arno Mitterbacher von der Partnerschule Kärnten haben wir uns unter anderem mit der Bedeutung des Selbst in Beziehungen auseinandergesetzt. Irene Mitterbacher betonte im Interview, dass jede Person ihre eigene Perspektive besitzt und unterstrich die Wichtigkeit, in Beratungssituationen kein Urteil zu fällen. Diese Überlegung führt zu der Erkenntnis, dass die Individualität und das persönliche Ich zentrale Rollen spielen. Arno Mitterbacher ergänzte, dass es in Beziehungen stets zwei gültige Sichtweisen gibt, die beide ihre Berechtigung haben. Dies verdeutlicht die Notwendigkeit, in der Beratung die Einzigartigkeit jedes Individuums zu respektieren. Ein Paar setzt sich aus zwei Individuen zusammen, die jeweils eigene Persönlichkeiten und Ansichten haben, die sich überschneiden können, aber nicht müssen. Irene Mitterbacher entschied sich daher gegen Einzelberatungen für Personen, die sie parallel in Paarberatungen betreut, um als Beraterin Neutralität und Objektivität zu wahren sowie einen Informationsvorsprung zu vermeiden. Kunden müssen somit wählen, ob sie die Angebote der Mitterbachers als Paar oder individuell in Anspruch nehmen möchten, um die Unparteilichkeit der Beratung zu garantieren.
„Ich kann doch nicht Gedanken lesen!“, diesen Satz kennen die meisten von uns. Er zieht schnell an einem vorbei, oftmals in Konfliktsituationen. Wir machen uns meistens nicht viele Gedanken darum, was damit eigentlich ausgesagt wird. Und auch die Person, die diese Aussage trifft, verwendet sie häufig wie eine Floskel zur Rechtfertigung des eigenen Standpunkts. Nein, Gedanken können wir nicht lesen, wir können sie aber kommunizieren. Das Kommunikation in Beziehungen (wie auch in den meisten anderen Bereichen des Lebens) wichtig ist, sagt fast schon der Hausverstand.
Laut Irene und Arno Mitterbacher ist das Verlieren der Kommunikation in einer Beziehung die Nummer eins der häufigsten Trennungsgründe. Dabei geht es aber nicht darum, dass die Paare nicht mehr miteinander reden, sondern dass sich Paare dabei auch nicht mehr zuhören. Kann man von der Person, mit der man eine Partnerschaft führt, erwarten, das eigene Verhalten immer richtig zu deuten? Oder sollte man darauf achten, sich selbst, die eigenen Bedürfnisse sowie Gedanken und Emotionen auch laufend auszudrücken, sie mittzuteilen? Vor allem in Konfliktsituationen ist dies wichtig. Irene und Arno Mitterbacher betonen die Wichtigkeit, dass man auch vernünftig miteinander streiten kann. Dies ist wichtig, dadurch betont man den Wert der Partnerschaft für einen selbst. Streit ist somit etwas ganz Normales, manchmal muss es auch sein. In diesem Kontext ist eben die Kommunikation und die Art der Kommunikation entscheidend. Vor allem, dass eben das Ich im Wir kommuniziert wird.
Wir alle sind, wie wir sind. Und das ist gut so. In einer Partnerschaft ist es wichtig, sich mitzuteilen und die andere Person wissen zu lassen, wie man denkt und fühlt. Somit entsteht eine gemeinsame Basis, auf der die Beziehung wachsen kann. Und auch wenn es einmal zu einem Streit kommt, ist dies nicht schlimm. Ganz im Gegenteil! Wichtig ist nur, richtig zu streiten. Also, keine Angst vor Kommunikation, dadurch kann eine Beziehung sehr profitieren!